Argumente

KEINE AUSGRENZUNG

Die von der SVP lancierte Genderstern-Initiative ist ein Versuch, mit der Ausgrenzung von Frauen und nicht binären Personen politisch zu punkten. Zürich ist eine weltoffene Stadt, in der es keinen Platz für Hass und Diskriminierung gibt.

NEIN ZU SPRACHVERBOTEN

Seit mehreren Jahren kennt die Stadt Zürich ein Reglement für sprachliche Gleichstellung. Der Genderstern ist nur eine von etlichen Möglichkeiten, geschlechtsneutral zu kommunizieren. Zürich steht als weltoffene Stadt für Selbstbestimmung, Inklusion und Toleranz. Das sind liberale Grundwerte. Wir stellen uns deshalb gegen ein faktisches Verbot des Gendersterns, auch weil es unnötig überreguliert. Die Stadt darf sich der sprachlichen Entwicklung und dem Zeitgeist anpassen.

INKLUSION DER GANZEN BEVÖLKERUNG

In Zürich sollen sich alle Menschen gesehen und gehört fühlen - auch Frauen und nicht binäre Personen. In der offiziellen Kommunikation soll die Zürcher Stadtverwaltung die gesamte Bevölkerung ansprechen dürfen, statt nur die männliche Form verwenden zu müssen.

GLEICHSTELLUNG VORANTREIBEN

Seit Jahren wehrt sich die SVP auf allen Ebenen gegen die Gleichstellung. Statt Lohndiskriminierung oder geschlechtsspezifische Gewalt zu beenden, fordert diese Initiative einen gleichstellungspolitischen Rückschritt. Schützen wir Zürich vor diesem Angriff auf die Gleichstellung.

DAS TUN, WAS ANDERE STÄDTE AUCH MACHEN

Auch Städte wie Bern oder Luzern nutzen den Genderstern in der offiziellen Kommunikation. Warum soll Zürich als weltoffene Stadt diese weit verbreitete Praxis nun abschaffen? Mit ihrer Initiative will die SVP der Zürcher Stadtverwaltung nicht nur Sprachvorschriften machen: Sie versucht, Frauen und nicht binäre Personen sprachlich auszugrenzen.

Fragen & Antworten

  • Es gibt keine wissenschaftlich fundierten Belege dazu, dass die Verwendung von typografischen Zeichen wie Genderstern, Gender Gap oder Doppelpunkt in irgendeiner Form den Lesefluss mehr stört als andere Satzzeichen. Laut einer Studie der deutschen Überwachungsstelle für Barrierefreiheit von Informationstechnik ist der Genderstern das Zeichen, das von Menschen mit Behinderung bevorzugt wird. [1] Zudem schreibt das Sprachreglement der Stadt Zürich den Genderstern keineswegs vor, sondern sieht ihn schlicht als weitere Option neben dem Einsatz von geschlechtsneutralen Formen (wie Mitarbeitende, Angestellte etc.) vor.

  • Es gibt keine Hinweise darauf, dass gendergerechte Sprache für Deutschlernende ein besonderes Problem darstellt. Im Vergleich zu vielen anderen Eigenschaften der deutschen Grammatik (verschiedene Fälle, Verbformen, unregelmässige Mehrzahlbildungen etc.) sind der Genderstern und ähnliche Formen leicht zu erkennen, zu erlernen und zu verwenden.

  • Nein, an der Zürcher Volksschule gibt es keine Regelung zur Verwendung gendergerechter Sprache. Dies ändert sich auch nicht mit einem Nein zur Initiative. Diese bezieht sich ausschliesslich auf die offizielle Sprache der Stadt Zürich.

  • Die Stadt Zürich verwendet gendergerechte Sprache bereits seit über zwei Jahren – ohne Kontrollinstanz. Die Umsetzung geschieht pragmatisch im Rahmen der Aktualisierung bestehender Dokumente und Vorlagen und hat bisher nicht zu Problemen geführt. Die Praxis ist übrigens auch andernorts verbreitet: Z.B. Bern und Luzern nutzen den Genderstern in ihrer offiziellen Kommunikation.

  • Alle Zürcher Hochschulen sind gemäss der Bundesverfassung verpflichtet, für ein diskriminierungsfreies Umfeld und die tatsächliche Gleichstellung der Geschlechter zu sorgen (vgl. Art. 8 Abs. 2 und 3 Bundesverfassung [BV, SR 101]). Sie treffen dafür unterschiedliche Umsetzungsmassnahmen. Dazu gehören auch Sprachleitfäden, die als Orientierungshilfen für einen diskriminierungsfreien Sprachgebrauch dienen. Diese Empfehlungen sind jedoch rechtlich nicht verbindlich und nicht notenrelevant.

  • Der Kanton hält sich bei seinen Texten an die Richtlinien der Bundeskanzlei. Auch der Bund verwendet kein generisches Maskulinum mehr. Stattdessen werden Paarformen (Bürgerinnen und Bürger), geschlechtsabstrakte Formen (versicherte Person), geschlechtsneutrale Formen (Versicherte) oder Umschreibungen ohne Personenbezug (wer eine Versicherung benötigt, …) verwendet. Frauen und nicht binäre Personen werden also auch auf Bundesebene nicht mehr nur «mitgemeint».

  • Rein grammatikalisch sprechen Personenbezeichnungen mit dem Genderstern alle Geschlechter an. Natürlich ist Sprachempfinden aber auch subjektiv. Nicht alle haben den gleichen Stil und fühlen sich von unterschiedlichen Formulierungen anders angesprochen.

    Wissenschaftlich unbestritten ist jedoch, dass gedanklich ausgeblendet wird, wer nicht zur Sprache kommt. Frauen «mitzumeinen» reicht also nicht. Deshalb hat der Duden seine Online-Ausgabe zuletzt um 12 000 weibliche Berufsbezeichnungen und Personenbeschreibungen erweitert. Gendergerechte Sprache macht Frauen und nicht binäre Menschen in der Sprache erst sichtbar. Sie alle sollen von der Stadt Zürich auch angesprochen werden.

  • Tatsächlich gibt es auf der Welt enorm vielschichtige und grosse Probleme – von der Klimakrise bis hin zu globaler Bekämpfung des Hungers oder der Gleichberechtigung aller Menschen. Gleichzeitig ist es jedoch enorm wichtig, uns in den Bereichen zu engagieren, in denen wir einen Unterschied machen können. In diesem Fall bedeutet das, für Gleichstellung und Offenheit und gegen Hass und Ausgrenzung einzustehen. Gemeinsam können wir der Ausgrenzung von rechts entgegentreten und einen Unterschied im Hier und Jetzt machen.

  • Natürlich nicht. Wenn jemand Sprachvorschriften macht, ist dies in diesem Fall die SVP mit ihrer Initiative. Diese schreibt nämlich der Stadtverwaltung vor, eine diskriminierende Sprache zu verwenden und damit Frauen und nicht binäre Personen unsichtbar zu machen. Dagegen wehren wir uns. Wie Menschen in ihrem Privatleben sprechen oder schreiben, hat mit einem Nein zu dieser extremen Initiative nichts zu tun.

    Auch innerhalb der Stadtverwaltung herrscht kein Sprachzwang: Mitarbeitende, die den Stern nicht verwenden wollen, sind also keineswegs dazu gezwungen, sondern können einfach geschlechtsneutrale Formen verwenden.